Lars Wernecke
Intendant Theaterregisseur Theaterautor

2014 Rose Bernd

Rose Bernd
Drama von Gerhart Hauptmann

Meininger Staatstheater 2014 
Gewählt zur Inszenierung des Jahres 2014

Inszenierung: Lars Wernecke
Bühnenbild und Kostüme: Monika Gora

Mit Rosemarie Blumenstein, Evelyn Fuchs, Anne Rieckhof, Alexandra Riemann, Ulrike Walther; Florian Beyer, Reinhard Bock, Ingo Brosch, Michael Jeske, Raphael Kübler, Ulrich Kunze,  Harald Schröpfer









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Pressestimmen

[...] Unterhalb dieses dramatischen Geschehens um Liebe, Familienehre und einer arrangierten Ehe – das ist dann allerdings freilich auch nicht so antiquiert, wenn man an türkische Ehrenmorde denkt – aber unterhalb dieses dramatischen Geschehens laufen in diesem Stück ganz andere Geschichten und Beziehungen ab. Und in dieser Untergründigkeit ist diese Meininger Theaterinszenierung aktuell und auch von einer mitreißenden und letztlich auch erschütternden Wucht. Es geht darum, was ist Wahrheit, was ist Wirklichkeit. Da belauert jeder jeden, jeder lebt in seiner Wirklichkeit, aber niemand will die offenkundigen Wahrheiten sehen und wissen. [...] Ich habe das Meininger Schauspielensemble noch nie so geschlossen agieren sehen. Es war eine überragende künstlerische Ensembleleistung, getragen vor allem durch die 24-jährige Anne Rieckhof, die die Rose Bernd geradezu idealtypisch verkörpert. Sie ist wirklich das schöne, sinnliche, kräftige Bauernmädchen, wie sich das Hauptmann in einer seiner genauen detaillierten Regieanweisungen gewünscht hat. Und sie ist ungemein überzeugend, emotional glaubwürdig bishin zu ihrem Minenspiel, wenn sie in ihrer Zerrissenheit wortlos dasteht und sie mit minimalen Gesten oder ihrer Mimik so unendlich viel mehr über den Zustand ihrer Seele verraten kann, als sie das mit Worten sagen könnte. Eine starke und demütige Frau, lebensgierig und leidend, starrsinnig – denn Rose ist ja auch das Opfer ihrer selbst – und unendlich bemitleidenswert. Anne Rieckhof – und das sage ich mit großem Respekt – Anne Rieckhof hat gestern Abend zu Tränen gerührt. Aber auch Michael Jeske als ihr Vater, der schon durch seine physische Präsenz zum Übervater wird, liefert eine genaue konzentrierte Charakterstudie eines religiösen Eiferers ab, dem zum Schluss eine Welt abhanden gekommen ist. Raphael Kübler, der großmäulige Traktorist Streckmann, ein sexualneidischer Proll mit Oberarm-Tattoo, gefährlich und dennoch irgendwie ein armes Würstchen, oder Ulrike Walther, die gelähmte Frau Flamm, die zweite tragische, um Haltung und Würde ringende Frauengestalt, also eigentlich müsste ich alle Schauspieler loben. Dafür gab es dann gestern Abend in dieser großartig geschlossenen Inszenierung einen verdientermaßen ungewöhnlich langen bewegenden Applaus und teilweise Standing-Ovation.

Auszug aus der Radiokritik des mdr figaro - Journal am Nachmittag von Jörg Sobiella am 24.1.2014

Endlich, endlich wieder – nach langer Zeit – ein Stück auf der Großen Bühne des Meininger Theaters, in dem die Kunst des Schauspiels und die Kunst des Dialogs so unmittelbar über die Rampe in die Herzen der Zuschauer dringen kann, dass es keinerlei dramaturgischen Firlefanz braucht, um Nähe aufzubauen: Lars Wernecke, Oberspielleiter des Theaters, inszeniert Gerhart Hauptmanns Schauspiel „Rose Bernd“. Um Nähe und Natur herzustellen, braucht es nicht unbedingt die Urfassung in niederschlesischer Mundart. Die Akteure sprechen eine umgangssprachliche Form des Hochdeutschen. Um Nähe herzustellen, braucht es Vertrauen in die Kraft der handelnden Menschen, egal wie verbogen die Natur der einzelnen Charaktere auch sein mag, vom Malochen gezeichnet, vom Glauben in die Enge gedrängt, von Machtgelüsten und sexuellen Trieben umgeben und von Sturheit und Selbstgerechtigkeit geplagt. Und genau diese Kraft versteht Wernecke aus dem hoch motivierten Ensemble hervorzukitzeln – bis in die unscheinbarste Geste, die verkrümmteste Körperhaltung und die schattenhafteste Mimik. Das ist ein Abend, an dem sich alle freispielen und – vor allem – Anne Rieckhof als Bauernmädchen zeigen kann, was in ihr steckt. [...] „Ihr wisst eben nichts. Ihr seht eben nichts. Ihr habt nichts gesehen mit offenen Augen.“ – Eine Wahrheit, die neben vielen anderen Regungen und Erregungen, die diese naturalistische Inszenierung offenbart und hervorruft, heute noch so gültig ist wie das Amen in der Kirche. Ein Abend, den man so schnell nicht vergessen wird und der das Publikum immer wieder zu Zwischenapplaus hinreißt.

Auszug aus der Mainpost von Siggi Seuss am 24.3.2014

Erstmals überhaupt auf Meiningens Bühne erlebte am Freitag Hauptmann Drama "Rose Bernd" seine Premiere. Kein leichter, aber ein großer Theaterabend in der Regie von Lars Wernecke. [...] Oberspielleiter Lars wernecke hat diese Aufgabe mit seinem Ensemble aund dem übrigen Inszenierungsteam fabelhft gelöst. Nach knapp dreistündigem Spiel hätte wohl jeder im ZUschauerraum es Gerhard Hauptmann gleichgetan und diese Rose mit allem Mitgefühl freigesprochen. [...] Am Ende wird Rose zertrampelt. Blutbefleckt steht sie da, mit aufgelöstem Haar, rasend wie Medea, die Kindsmörderin aus dem Mythos. Totenstille im Theatersaal, dann "Bravo"-Rufe, teils stehende Ovvationen.Völlig zu Recht für ein Stück, das früher hätte gespielt werden können in Meiningen, wohl aber kaum eindringlicher.

Auszug aus dem Freien Wort von Susann Winkel am 17.3.2014


Als Inszenierung des Jahres im Meininger Theater wurde in der Spielzeit 2013/14 das Schauspiel „Rose Bernd“ von Gerhart Hauptmann in der Regie von Oberspielleiter Lars Wernecke erwählt. Das gab der Verein „Meininger Theaterfreunde“ jetzt bekannt. Der Preis wird jährlich von den über 650 Mitgliedern des Theaterfördervereins vergeben. Zur Wahl stehen dabei immer alle Neuproduktionen des Meininger Theaters einer Spielzeit. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 2500 Euro verbunden, die vom Sponsor Sparkasse Rhön-Rennsteig kommen. Lars Wernecke erhält den Preis zum zweiten Mal, nach seiner „Cabaret“-Inszenierung in der Spielzeit 2010/11. Besonders erfreut zeigte sich der Vorsitzende des Theaterfördervereins, Thomas Michel, darüber, dass die Mitglieder sich für ein Stück entschieden haben, das alles andere als „leichte Kost“ war. „Rose Bernd“ ist ein großartiges Schauspiel, das den Zuschauern auch heutzutage noch viel zu sagen hat. Gezeigt wurde das Stück in einer Inszenierung von besonderer Tiefe und Ausdruckskraft, die den Zuschauer unmittelbar ins Herz getroffen hat. Sie begeisterte das Publikum bei jeder Aufführung in ungewöhnlichem Maße. Nach den letzten Worten gab es lange betroffene Stille, erst dann großen Beifall und stehende Ovationen. Lars Wernecke gelang eine großartige Führung der Schauspieler, die dadurch ihr Können ausspielen konnten. Das zeigte sich, so der Vorsitzende der Theaterfreunde, schon daran, dass Anne Rieckhof, die Darstellerin der Titelpartie, im Sommer den Ulrich-Burkhardt-Preis für junge Nachwuchsschauspieler erhielt, wobei gerade diese Rolle ein Hauptgrund für ihre Auszeichnung war. Neben dem Regisseur und den Schauspielern hatte auch Bühnen- und Kostümbildnerin Monika Gora großen Anteil am Erfolg dieser Produktion.
 
Auszug aus der Mainpost von Michael Nöth am 28.10.2014

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