Lars Wernecke
Intendant Theaterregisseur Theaterautor

2013 Der nackte Wahnsinn

Der Nackte Wahnsinn
von Michael Frayn

Meininger Staatstheater 2013

Inszenierung: Lars Wernecke
Bühnenbild und Kostüme: Helge Ullmann

Mit Harald Schröpfer, Ulrike Walther, Vivian Frey, Alexandra Riemann, Ingo Brosch, Evelyn Fuchs, Reinhard Bock, Anne Rieckhof, Renatus Scheibe 









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Pressestimmen

Finger weg! Drei Akte lang klappen beim "Nackten Wahnsinn" sieben Türen ständig auf und zu - da klemmt man sich schnell mal was ein. Aber: Der Sani-Kasten blieb bei der Premiere zu! Auch sonst ist diese Schauspieltruppe, nun ja, großartig! [...] Bei seiner ersten Inszenierung als Oberspielleiter beweist Lars Wernecke, dass er diesen Bogen zu spannen versteht: Er bring die spielerische Präzision, die dieses Stück erfordert, mit komödiantischem Esprit in Einklang: Und das gefällt am Ende jedem. [...] Die Figuren verstehen sich nicht nur durch Worte, sondern auch durch Tonfall und Blicke. Und Wernecke holt an Ironie raus, was rauszuholen ist - und sei es nur, wenn die Schauspieltruppe tanzend das Bühnenbild um die eigene Achse dreht. [...] Wie herrlich Ulrike Walther die vergessliche Dotty Otley gibt, die sich für den Star der Schauspieltruppe hält! Oder wie aufbrausend Vivian Frey den cholerischen Garry Lejeune spielt, der nur einen Wimpernschlag später wieder auf der Schleimspur kriecht. Und dann erst diese herrlichen "irren" Typen. [...] Keine Frage aber, dass sich die Augen des Publikums vor allem auf Alexandra Riemann richten - und das nicht nur wegen ihrer erotischen Garderobe. Sie schüttelt das kleine, sensible Blondchen Brooke Ashton oft nurmit einer Bewegung so virtuos aus dem Ärmel. [...] Und auch, wenn man annimmt, dass es am Meininger Theater nicht wirklich so zugeht - denn das wäre ja der nackte Wahnsinn- erkennt man hinter all den Gesten, Blicken, Worten und Figurenskizzen das Fünkchen Wahrheit, um das eben auch die Schauspieler wissen. Und nur deshalb können sie's so gut in Szene setzen. Wahnsinn!

Auszug aus dem Freien Wort von Peter Lauterbach am 18.11.2013

Dass die meisten Menschen im Umkreis des Meininger Theaters am 10. November 1989 mit dem Wahnsinn, der sie umgab, vollauf beschäftigt waren, versteht sich von selbst. Deshalb saßen damals zur Premiere von Albert R. Paschs Inszenierung der Erfolgskomödie „Der nackte Wahnsinn“ des Briten Michael Frayn gerade mal 250 meist ältere Theaterfreunde im Saal. [...]Nun, im November 2013, ist das Große Haus selbstverständlich bis auf den vorletzten Platz besetzt beim zweiten Versuch, mit dem „Nackten Wahnsinn“ die Theatermäuse hinterm Ofen hervorzulocken. Inszeniert hat der neue Oberspielleiter Lars Wernecke („Cabaret“, „Ein Volksfeind“), Bühne und Kostüme im Stil „Britisches Landhaus“ stammen – wie damals – von Helge Ullmann. Altmeister Pasch sitzt schmunzelnd im Publikum und harrt der Dinge, die da kommen. Und sie kommen. Sekunde für Sekunde. Türschlag auf Türschlag. Gag auf Gag. Zweidreiviertel Stunden am laufenden Band. Eine Pause nach zwei Stunden Spiel.Im Grunde ist Frayns Stück ein komplexes Komödien-Uhrwerk, das sich gleichermaßen als Parodie aufs Boulevardtheater und als Hymne an die Kunst der Improvisation versteht. Zudem ist „Der nackte Wahnsinn“ eine Liebeserklärung ans Theater und an die, die es immer wieder lebendig werden lassen, egal wie es hinter den Kulissen und hinter den Fassaden der Menschen aussieht.
Die Schauspieler stehen in diesem Stück von der ersten bis zur letzten Sekunde unter Strom. Wer immer noch nicht glaubt, wie schwer es ist, das Leichte glaubwürdig leicht zu inszenieren und dabei auch noch die Improvisation zu improvisieren, der kann es auf der Bühne des Meininger Theaters leibhaftig erleben. Deshalb gilt das uneingeschränkte Lob dem Ensemble um Harald Schröpfer (als Regisseur Lloyd Dallas): Ulrike Walther (Dotti), Vivian Frey (Garry), Alexandra Riemann (Brooke), Ingo Brosch (Frederick), Evelyn Fuchs (Belinda), Reinhard Bock (Selsdon), Anne Rieckhof (Regieassistentin) und Renatus Scheibe (Inspizient), der sich bei der Premiere hoffentlich nicht zu arg am Fuß verletzt hat. [...] Enormes Spieltempo, haarsträubende Gagdichte, Riesenbeifall am Ende. [...]

Auszug aus der Mainpost von Siggi Seuss am 20.11.2013

[...] Das hat Comedy-Potenzial. [...] Der erste Akt ist die letzte Probe vor der Premiere, in der, nun ja, noch gar nichts sitzt: Der Sardinenteller steht nie dort, wo er stehen müsste, Vicky (Alexandra Riemann), die im Stück die Steuerbeamtin Brooke Ashton spielt, verliert permanent ihre Kontaktlinsen, und die männlichen Schauspieler zetteln kurz vor Schluss noch heillose Grundsatzdiskussionen zur Inszenierung an: "Also, das habe ich nie verstanden." Es wechselt und verwechselt sich so hin und her in diesem alten Herrenhaus, in dem sich ein Steuerbeamten- und ein Steuerhinterzieher-Pärchen, Haushälterin und Einbrecher anfangs von einander unentdeckt die Klinken in die Hand geben. Es ist ein permanentes Türenschlagen, das die Drehbühne von Helge Ullmann - vorne Herrenhaus, hinten Theater-Kulissen - ziemlich gut verkraftet. Lustig wird es, wie das so ist, erst in dem Moment, in dem sich zwei in Unterhosen gegenüberstehen und die Verwechslungskomödie in der Komödie ihren Lauf nimmt. Und dieser Lauf ist im zweiten Akt ein auf den Punkt sitzendes und frisch gespieltes Hintereinander von Einsätzen, in denen alles verkehrt ist. Wir blicken hinter die Kulissen, dorthin, wo sich die wahren Dramen abspielen: die neurotischen zwischenmenschlichen Verwirrungen von Ensemblemitgliedern auf Provinz-Tournee. Hinter der Bühne sehen die Zuschauer einen zweiten roten Vorhang, hinter dem ein spiegelbildliches zweites Publikum zu hören ist. "Alles voller Rentner", sagt einer auf der Bühne über dieses - und im richtigen Saal lachen die Abonnenten. Im dritten Akt geht dann endgültig alles durcheinander. Der Vorhang hängt, die Musik leiert, und auch die Schauspieler sind mittlerweile in jeder Hinsicht abgenudelt, körperlich und seelisch ramponiert. Und das wiederum ist - obgleich "Der nackte Wahnsinn" auch anderswo ein beliebter Spielzeit-Einstieg ist - von Lars Wernecke ein lässig ironischer Auftakt am neuen Haus. Die Verdopplung von Bühne und Leben, die natürlich auch das vermeintlich echte Leben vor der Bühne ins Wanken bringen könnte, sobald man länger darüber nachdenkt, löst sich zum Schluss in einem in echt fallenden Vorhang - und einer Weisheit, die auf die Bühne wie ins Leben passt: "Egal was passiert: Tu so, als wäre es Absicht."

Auszug aus der Thüringer Allgemeine von Lavinia Meier-Ewert am 20.11.13 

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